"lebe wild und gefährlich"

Ich bin von Natur aus ein kleines bisschen harmoniesüchtig. Verbunden mit meiner Offenheit, meiner Empathie, meiner Fähigkeit zum Mitschwingen, und der hellfühligen Wahrnehmung von Stimmungen und Prozessen. Alles sehr gute Voraussetzungen und essentielle Werkzeuge für meinen Beruf.  Allerdings macht mich dieses „so-sein“ auch zu einem echten Weichei. 

Wie schön, dass ich dies beruflich nutzen kann. Wie schade, könnte man meinen, dass es mir auch mal in die Quere kommt. Immer noch. Regelmäßig. - Alles in Frage stellend. Existenziell...

Wirken denn meine eigenen Coaching-Methoden nicht?! Quatsche ich die Leute nur voll und nichts von dem, was ich anbiete, wirkt?

 

Im Gegenteil. So langsam habe ich begriffen und akzeptiert, dass die "heile, heile Welt" nur ein Antrieb unserer inneren Motivation zur Entwicklung sein kann. Nutzen und Chance von Krisen sind nur wirksam, wenn wir sie bis in die Haarspitzen hinein fühlend erleben. 

 

Und das ist genau der entscheidende Punkt: Erleben wir voll bewusst die ganze Dröhnung der Ungewissheit, der Verunsicherung, der Zweifel und der Ängste und Sorgen oder stellen wir uns tot und hoffen darauf, dass es einfach so vorbei geht? 

 

Immer dann, wenn ich die Kraft hatte, meine Augen offen zu halten und mein Herz verletzlich, mich wach reinbegeben habe in die Misere des Fühlens, mit all der Angst, Schlaflosigkeit und Selbstvorwürfen, habe ich am Ende ein Geschenk bekommen. 

Es fühlt sich zunächst jedoch beschissen an.  Und schmerzhaft. Das lässt sich um der authentischen Wirkung willen, nicht vermeiden. - Leider, aber sonst ist es eben nicht echt.

Aber dann kommt sie, die Inspiration, die Stimme des Herzens, die den nächsten Schritt verkündet mit Gewissheit und allem Schönen und was noch dazu gehört. Zuversicht, Optimismus, Lebensfreude, tiefere Verbundenheit mit mir selbst und mit den Menschen die ich liebe. 

Will sagen: wir kommen bei diesem Entwicklungsvorgang um den authentischen Schmerzmoment nicht herum. Den entscheidenden Unterschied macht unsere innere Einstellung und unser Umfeld.

 

An erster Stelle sind da unsere Freunde und die Wegbegleiter sowie Zeichen, die uns der Himmel schickt, zu nennen. Z. B. eine unverhoffte Begegnung, das richtige Wort, ein Anruf einer alten Freundin, ein schönes Gespräch am Küchentisch. 

 

 

Wenn wir es schaffen unser Herz trotz unserer Ängste offen zu halten, beschenkt uns das Leben und die geistige Welt reichlich mit Unterstützung und Hinweisen. Die Kunst ist es, mutig in der Verletzlichkeit zu bleiben. Berührbar und wach für das, was das Leben uns sagen möchte. Ich habe dies nun schon x-mal auf meinem Weg erlebt. Das stirb und werde der Ich-Werdung. Jedes Mal fühle ich mich hinterher gestärkter und weiter vorangekommen auf meinem Weg, mein Leben zu gestalten. Mein Wissen darüber zu teilen und mit anderen zu üben, wie das gelingt, ist einer der wichtigsten Bestandteile meiner Arbeit.